Opera GX: Testbericht
Was macht den Opera-GX-Browser so besonders? Viel Bling-Bling – gepaart mit Feature-Innovationen, die in dieser Zusammenstellung einzigartig sind.
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Sebastian Kolar
Der Opera-GX-Browser zeichnet sich durch moderne Themes aus und zeigt auf Tabs verlinkte Kacheln, die Sie auf wichtige Gamer-Websites führen. Er hat Kurioses an Bord – etwa Hintergrundsounds, die das Surfen untermalen.
Es gibt allerhand Produkte, für eigens für Gamer auf den Markt kommen – da sich Hardcore-Spieler zuweilen teure Grafikkarten zulegen, sind sie vermutlich gut betuchtes Klientel. Und so buhlen
Gaming-Stühle,
Gaming-Router, Gaming-SSDs,
Gamer-Kaugummiund etwa der Opera-GX-Browser um die Gunst der User. Das letztere Produkt ist eine kostenlose Software und soll sich aufgrund besonderer Ausstattungsmerkmale für Zocker-Freunde eignen.
Wir haben dem Client auf den Zahn gefühlt und verraten, was er für normale Personen und die spielende Zunft taugt. Die vermutlich meisten Windows-Programme mit Fokussierung auf Spieler sind kostenlos; in einem weiteren Artikel stellen wir
Spiele-Optimierervor, die als Tuning-Tools die Rechnerleistung zum Nulltarif steigern. Damit holen Sie in Grafik-lastigen Render-Szenen den einen oder anderen Frame (fps, frames per second, Bilder pro Sekunde) mehr heraus. Wie bei Gaming-Produkten üblich, präsentiert sich Opera GX visuell verspielt. Wer mag, weitet die Extravaganz auf abgespielte Töne als Hintergrundbeschallung beim Surfen aus. In puncto Performance wartet Opera GX mit Besonderem auf, Tuning-Features reduzieren die Last auf Ihren PC.
Opera GX: Vorteile, Funktionen und Review
Der Opera-Browser hat seine Wurzeln in Norwegen und nutzte einst die hauseigene
Rendering-Engine Presto. Der Hersteller sattelte 2013 auf die Chromium-Engine um – so blieb er konkurrenzfähig. Der Unterbau setzt sich zusammen aus der HTML-Engine Blink und aus V8, das JavaScript-Code von Webseiten interpretiert. Im Kern ist Opera damit beinahe gleich zu Google Chrome und dessen Grundgerüst, dem Chromium-Browser.
Aufgrund der in Masse "drumherum" gebauten Funktionen hebt sich Opera von der Konkurrenz ab. Screenshot-Erstellung ("Momentaufnahme"), Energiesparmodus, Mausgesten und eine VPN-Anonymisierung, die kein Traffic-Limit aufweist, sind wichtige Pluspunkte. Der Opera-Abkömmling mit dem Suffix GX vereint diese Vorteile ebenfalls und packt (nicht nur) Gaming-spezifische Goodies obendrauf.
Beim Erstkontakt fällt auf, dass sich der Chromium-Fork in einem anderen Design als der Standard-Opera-Webbrowser präsentiert. Ab Werk ist ein Dark Mode (Option "Dunkel") aktiv. Design-Fetischisten begeben sich in einen Konfigurations-Tab und schalten die weiteren mitgelieferte Themes nacheinander ein, womöglich sagt ihnen die Opera-GX-Inkarnation in den anderen gleichfalls modern gestalteten optischen Fassungen mehr zu.
Wer den Dark Mode nicht mag, dem kommt gelegen, dass eine "Hell"-Einstellung die kontraststarke Programmoberfläche abmildert. Egal, ob "Hell"- oder "Dunkel"-Option: Per Klick auf Kacheln wie "GX Classic" (werkseitig aktiv), "Ultraviolet", "Frutti Di Mare" oder "Purple Haze" modifizieren Sie die Farbgebung. Dies wirkt sich auf die Umrandung der Tabs, auf das Symbol für neue Registerkarten in der Tabs-Leiste, auf die Icons in der linken Funktionsleiste, auf die Windows-Titelleisten-Symbole oben rechts (Fenster minimieren, Maximieren, Schließen) und einige Linien in Webseiten-Kontextmenü aus.
Per Klick auf "Konfiguration" gelangen Sie in den Einstellungen-Part "Benutzerdefiniertes Theme". Hier finden sich anklickbare Kacheln von Bereichen wie "Grundfarbe" und "Primäre Lichtfarbe". Das bietet bereits einen guten Konfigurationsspielraum, noch besser wird er, wenn Sie oben den Toggle-Schiebeschalter bei "Erweiterte Konfiguration" umlegen. Sodann stehen für Grundfarbe & Co. Schieberegler für Farbton ("Hue"), Sättigung ("Saturation") und Helligkeit (Lightness) bereit.
Innovativ und kreativ, aber nervtötend: Geräusche weit und breit
Beim Tippen von URLs und Suchbegriffen in die Adressleiste ertönen Klickgeräusche. Das futuristische Klackern kommt auch bei Eingaben auf Webseiten zum Einsatz, etwa bei Google und Bing sowie bei Formulareingabefeldern zum Beispiel beim E-Mail-Provider.
Ein auditives Feedback ist noch für weitere Aktionen vorgesehen; auf der internen Einstellungsseite opera://settings/sounds_settings konfigurieren Sie die jeweilige Lautstärke, deaktivieren einzelne Sounds durch Toggle-Anwählen und spielen die Töne per Klick testweise ab. Das Schließen eines Tabs etwa begleitet Opera GX akustisch. Hörbar ist Opera GX auf Wunsch auch ohne Bedienaktionen: Der Client spielt wahlweise Hintergrundmusik ab.
Bei anderen Browsern lassen Sie etwa Musik auf YouTube nebenher in einem Tab laufen. Das funktioniert bei Opera GX genauso, ist dank eingebauter Akustikschnipsel jedoch unnötig: Rufen Sie per URL opera://settings/background_music_settings eine Config-Seite auf, wählen Sie per Radiobutton zwischen den Titeln "Evolve", "Restoration", "Confluence", "Radiant" und "Seismic Souls".
Der Browser beschreibt Evolve als originales Opera-GX-Theme. Die anderen Sequenzen sind die Gewinner des Wettbewerbs GX Composer Awards 2020 beziehungsweise heimsten dort den zweiten und dritten Platz ein; Seismic Souls erhielt den Publiku*mspreis.
Wie Bartosz Pielaszek, damals Senior Marketing Manager bei Opera, im
Firmen-Blogschreibt, ist Opera GX der erste Browser mit adaptiver Hintergrundmusik. Die neue Funktionalität ziele darauf ab, ein immersives Klangerlebnis zu bieten, das vom Spielen bis zum Surfen im Internet bekannt ist.
Anfangs ist die Funktion ganz nett, mit der Zeit nervte sie uns im Rahmen der Recherche für diesen Artikel aber. Die Klickgeräusche bei URL-Leiste- und Webseiten-Tippmanövern fielen weniger negativ auf. Die adaptiven Hintergrundsounds aktivieren und deaktivieren Sie schnell; spielt YouTube Musik, verstummen die Opera-eigenen Sequenzen. Die Tippgeräusche lassen sich ebenfalls an die Leine legen.
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Gaming-Features: GX Control und GX Cleaner
In der Tab-Leiste prangt ganz links ein Spielekonsolen-Controller-Symbol. Ein Klick darauf führt Sie zum Bereich "GX Corner", wo Sie einen Veröffentlichungskalender für Spiele für Windows, PlayStation, Xbox, Switch, macOS, iOS, Android, Linux, VR und Stadia finden. Empfehlungen für kostenlose Spiele, Spiele des Monats und YouTube-Games-Trailer kommen hinzu.
Das Icon verlagern Sie optional in die Seitenleiste links in Opera GX, die auch beim normalen Opera existiert. In den Leisten-Einstellungen (die ihrerseits eine Leiste ist) regeln Sie, ob die GX-exklusiven Features "GX Control" und "GX Cleaner" sowie Messenger – WhatsApp, Facebook, Telegram, VK, Instagram, Twitter und das für Spieler relevante Discord – als Icons präsent sein sollen.
Die GX-Control-Funktion erinnert an Browser-eigene Task-Manager, auch Opera GX hat einen solchen, der mit Umschalt-Escape aufrufbar ist. GX Control ist optisch verspielter. Hier sehen Sie im Bereich "Hot Tabs Killer" in zwei Rubriken besonders "CPU"- und "RAM"-hungrige Browser-Tabs. Per Klick auf das X-Symbol schlossen wir im Test einen Browser-Benchmark-Tab – den öffneten wir, um eine hohe Belastung zu simulieren, die Opera GX bemerkte und auswies.
Beim derartigen Terminieren von Tabs zeigt sich die verspielte Seite von Opera GX, da es ein (deaktivierbares) Schwertschlaggeräusch abspielt. Opera GX ist nicht einfach ein in neue Kleider gehüllter Task-Manager, sondern wartet mit einigem Interessantem mehr auf: Per zu aktivierendem Modul "Network Limiter" begrenzen Sie die Opera-GX-Internetbandbreite, dem stehen ein RAM- und ein CPU-Limiter zur Seite. Die Idee: Läuft Opera GX beim Zocken nebenbei, soll der Client nicht zu viele PC-Ressourcen an sich binden.
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Mit dem GX Cleaner räumen Sie hinsichtlich Cache, Cookies, URL- und Download-Verlauf auf. Dabei stehen die Stufen "MIN", "MED" und "MAX" bereit, die bestimmte der genannten Löschoptionen anhaken. Auf Wunsch verzichten Sie auf die Verwendung dieser Presets und setzen oder entfernen die Lösch-Häkchen individuell. Auch der GX Cleaner trägt dazu bei, dass Opera GX mit dem PC-Leistungsvermögen haushält.
Das Modul GX Control wirkt recht sinnvoll. Der GX Cleaner hingegen erscheint als wichtigtuerisch (obgleich optisch beeindruckend) inszenierter Surfspuren-Löscher, den Sie alternativ zu jenem via Strg-Umschalt-Entf erreichbaren Tool nutzen. Bei letzterem Hotkey gibt es keine so lustigen Status-Sprüche wie bei GX Control, etwa "Erledige die Schmutzarbeit für dich".
Und sonst so?
Wer mag, erzwingt, dass sämtliche Webseiten in einem Dark Mode erscheinen. Beim Öffnen neuer leerer Tabs taucht eine Schnellwahl-Seite mit verlinkten Kacheln auf, die Sie per Klick auf für Gamer interessante Seiten wie Twitch und Discord bringen. Für Tabs aktivieren Sie auf Wunsch Vorschauen, ein Mouseover zeigt Ihnen dann eine Preview des Inhalts der jeweiligen Webseite.
Einschätzung zu Opera GX: Fazit
Funktional ist bereits der normale Opera-Browser ein mächtiges Kaliber, Opera GX treibt den Feature-Wust auf die Spitze. Das muss man mögen. Gamer sympathisieren damit womöglich. Potenziell tun das auch andere Nutzer, die kein Problem damit haben, dass es je nach Konfiguration zuweilen kräftig blinkt und dudelt. Das stört sensible Naturen auf Dauer – nicht umsonst gelten seit Längerem Websites mit Auto-Play-Musik/-Videos oder mit dem HTML-Blink-Tag als abtörnend.
Als Zweit- oder Dritt-Programm ist Opera GX nicht schlecht – die Rolle des hauptsächlich genutzten Browsers nimmt es aber auf den meisten Computern nicht ein. Wer Programme mit vielen Features mag, sollte jedoch einen näheren Blick (in die Einstellungsmenüs) riskieren:
Vivaldivon einem Ex-Opera-Gründer, ebenfalls Chromium-basiert, ist bereits pompös. Opera GX schlägt eine ähnliche Richtung ein und ist Vivaldi etwa beim VPN voraus. Ach ja, Standards wie Tabs und die Google-Suchmaschine sowie ein angenehmes Arbeitstempo hat Opera GX auch. Eine Koexistenz mit Opera auf dem PC ist kein Problem.